Planungsziel der Entlastungsstraße Vechta soll sein, den Verkehr in die Stadt und aus der Stadt flüssiger und reibungsloser fließen zu lassen. Störend werde vor allem der Bahnübergang an der Falkenrotter Straße empfunden, der – wenn die Schranken zweimal pro Stunde geschlossen sind – zu einem unzumutbaren Verkehrsrückstau führe, so die Planer und Befürworter. So entstand als mögliche Lösung die Umsetzung der Pläne der Entlastungsstraße. Schnell wurde dieses Großprojekt auch zu einem Prestigeobjekt, denn man war von Anfang an bemüht, die von Bund, Land und Bahn-AG in Aussicht gestellten Fördermittel und Kostenbeteiligungen mitzunehmen, um das gewaltige Vorhaben umsetzen zu können. Und weil „groß“ gleichgesetzt wurde mit „gut“, hat man auch auf Anfragen durch WirFÜRVechta gar nicht erst versucht, ob andere Möglichkeiten, das primäre Ziel zu erreichen, ausreichend sein könnten. Noch einmal zur Erinnerung: Primäres Ziel war und ist eine Verbesserung des Verkehrsdurchflusses.
WirFÜRVechta hat von Anfang an gefordert, die alte Ampelkreuzung Falkenrotter Straße / Theodor-Heuss-Straße (Petersburger Straße) durch einen Kreisverkehr zu ersetzen. Denn die größten Behinderungen entstanden seinerzeit nicht durch den Bahnübergang, sondern vielmehr durch die kurz hintereinander liegende doppelte Behinderung durch Übergang und Ampelkreuzung. Unser Vorschlag war: Bauen wir doch zunächst den Kreisverkehr und schauen uns an, wie sich der Verkehrsfluss verändert. Nach Öffnung der Schranken kann der Verkehr in beiden Richtungen schneller und ungehinderter abfließen. Das aber war nicht vermittelbar, weil Bürgermeister und CDU-Ratsmehrheit nur in Gigantismus schwelgten und sich auf Verkehrszählungen beriefen, die vor Fertigstellung der Umgehungsstraße durchgeführt worden waren.
Eine Bürgerinitiative wurde gegründet, die sich bis heute mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Umsetzung der Ratspläne zur Entlastungsstraße zur Wehr setzt. Derzeit ist ein Normenkontrollverfahren beim OVG Lüneburg anhängig, das in den nächsten Monaten entschieden werden wird. Bis dahin hat das Bundesverkehrsministerium seine Mitfinanzierungszusage erst einmal auf Eis gelegt.
Was aber soll nun entstehen? Viele Bürgerinnen und Bürger sind sich dessen, was da in den Köpfen der Planer als Lösung des primären Problems gereift ist, gar nicht so richtig bewusst. Darum sei an dieser Stelle einmal allen Vechtaern erklärt, wie der künftige Trassenverlauf aussehen soll:
Vom Kreisel Petersburg aus geht es mit einem Gefälle 6% (das bedeutet einen Höhenunterschied von 6 m auf 100 m Fahrtstrecke) in den neuen Trog hinunter. Es wird kein Tunnel gebaut, sondern ein Trog, was bedeutet, dass dieser nach oben hin offen sein wird, was vor allem im Winter und bei Starkregen zu Problemen führen kann. Nach Durchfahrt geht es auf der anderen Seite mit 6 % Steigung aus der Anlage wieder hinauf. Die Ausfahrt mündet auf die Straße „An der Gräfte“. Dort wird der ausfahrende Verkehr regelmäßig durch eine Ampel gestoppt, da ja auch diejenigen Verkehrsteilnehmer reibungslos fahren können müssen, die aus dem östlichen Kreisverkehr zum Beispiel in Richtung Bahnhof fahren wollen. Wenn die allerdings „Rot“ haben, kann sich der Verkehr auch schon einmal bis in den Kreisel zurückstauen. Interessant wird diese durch eine Ampel geregelte Ausfahrt aus dem Trog allerdings im Winter, wenn die Straße verschneit oder gar vereist ist und man das „Anfahren am Berg“ versuchen muss.
Ebenso problematisch dürfte sich die Einfahrt in den Trog aus dem östlichen Kreisel heraus gestalten: Auf nur wenige Meter Länge muss man in den Trog hinab, was zu einem geplanten Gefälle von 9% führt (also auf 100 m Strecke geht es 9 m hinunter – und das leicht kurvig, was ebenfalls bei Straßenglätte eine große Gefahr darstellen wird.
Doch ganz gleich, ob es glatt, nass oder trocken ist: Die Durchfahrt durch den Trog wird in jedem Fall langsam erfolgen müssen und durch die Ampel „An der Gräfte“ behindert werden. Statt also eine Ampel zu sparen (die an der alten Kreuzung Petersburger Straße), hat man diese eigentlich nur verlegt und eine Durchfahrt durch einen geschwungenen Trogweg zusätzlich verkompliziert.
WirFÜRVechta vermag nicht zu erkennen, inwieweit dieses Bauvorhaben den Verkehrsfluss zügiger und beschleunigter gestalten oder beeinflussen soll. Aus diesem Grund – und NUR aus diesem – setzen wir uns dafür ein, das Bauvorhaben zu stoppen. Denn es ist nicht nachvollziehbar, warum hier insgesamt mindestens 16.000.000 Euro verbaut werden sollen für ein Vorhaben, das in der Praxis zweifelhafte Effekte mit sich bringen wird.
Erschwerend kommt aus Sicht von WirFÜRVechta hinzu, dass der Bahnübergang „An-der-Paulus-Bastei“ für Kraftfahrzeuge aller Art geschlossen werden wird. Ohne diese Schließung wäre es niemals zu einer Bezuschussung des Troges durch die Bahn-AG gekommen. Hier soll stattdessen eine behindertengerechte Unterführung für Fußgänger entstehen, ebenfalls in Trogbauweise. Die Kosten sind mit 1.750.000 Euro angesetzt – noch! Wie auf der nebenstehenden Planungszeichnung aber zu erkennen ist, fehlt auch hier der nötige Platz, um die Nutzer stadteinwärts angemessen aus der Versenkung zu führen. Aus diesem Grunde werden sie zunächst einmal nach links geführt, also weg von ihrem eigentlichen Ziel, der Innenstadt zum Beispiel. Nach rechts kann der Weg nicht führen, dann dort ist der Busbahnhof und geradeaus natürlich auch nicht, denn dort ist ja die Hauptverkehrsstraße „An der Gräfte“.
Es kommt im gesamten Zusammenhang zu einem weiteren verkehrstechnischen Effekt, der vor allem die Bürgerinnen und Bürger in Vechtas Westen interessieren müsste, denn der alte und gewohnte kurze Weg in die Innenstadt wird ihnen in Zukunft verwehrt sein. Ihre Wege ins Zentrum werden sich deutlich verlängern, wie wir für alle Interessierten einmal in der nachfolgenden Skizze verdeutlicht haben:
Die gelbe Wegführung entspricht dabei einem gewohnten Weg von der Vechtaer Marsch zum Rathaus. Die rote Trassenführung wäre die neue zurückzulegende Wegstrecke nach Schließung der Paulus-Bastei. Man kann unschwer erkennen, dass sich die zurückzulegende Entfernung nahezu verdoppeln würde.
Aber wir wollen gerecht bleiben. Viele Wege führen nach Rom, und natürlich auch zum Vechtaer Rathaus. Wem künftig die Fahrt durch den neuen Trog zu risikoreich sein sollte (bei Schnee und Eis zum Beispiel), der kann ja auch den anderen Weg wählen: über den Bokerner Damm und die Rombergstraße und dann die Münsterstraße stadteinwärts. Noch länger? Klar, aber viele Wege führen eben …
Ach, und noch etwas: An der Rombergstraße gibt es einen Bahnübergang, dessen Schranken zweimal pro Stunde geschlossen sein werden – wie bisher auch. Und weil ja niemand mehr den Übergang „An-der-Paulus-Bastei“ benutzen kann, werden viele Bürgerinnen und Bürger diesen Weg wählen und das Verkehrsaufkommen hier erhöhen. Schon jetzt stauen sich die Kraftfahrzeuge morgens im Berufsverkehr teilweise bis auf den Bokerner Damm zurück.
Wenn Sie über alles dies einmal in Ruhe und wirklich völlig neutral nachdenken, dann werden vielleicht auch Sie erkennen, wie widersinnig das gesamte Projekt Entlastungsstraße ist. Manchmal kann weniger eben auch mehr sein. Ein Kreisel hätte genügt sagen WirFÜRVechta.
Am Verkehrsknotenpunkt Falkenrott muss eine Verkehrsentlastung durch eine Unterführung oder Überführung stattfinden, ansonsten wird in absehbarer Zeit die Entwicklung des Vechtaer Westens mit der Innenstadt erschwert, da die Hauptverbindungsstraße überlastet ist.
Zwar bin ich ganz klar Befürworter der Entlastungsstraße, jedoch nicht des Bauvorhabens eines Fußgängertunnels am Busbahnhof. Dieser Tunnel würde sich vor allem in der Nacht (& am Wochenende) zum Treffpunkt krimineller Gestalten entwickeln. Ich bin mir sicher, dass in den ersten Wochen nach Eröffnung der Unterführung die ersten Straftaten, die im Tunnel verübt wurden, zu beklagen wären.
Das ganze mindestens 16 Millionen Euro teure Bauvorhaben wäre gar nicht nötig, wenn man zwei wichtige Punkte verwirklichen würde:
1. Den Durchgangsverkehr (z.B. A1-Vechta-Goldenstedt) aus der Stadt nehmen. Hierbei wäre eine Sperrung des Stadtgebiets für LKW aller Art (Zulieferer etc. natürlich ausgenommen) sinnvoll.
So würde sich zumindest der LKW-Verkehr endlich auf die neue Nordumgehung verlagern, die sich prima dazu eignet den Durchgangsverkehr von West (Bakum) nach Ost (Lutten/Goldenstedt/Twistringen) aufzunehmen…
2. Müsste man endlich den GROßTEIL der Leute vom PKW zum StadtBus bringen – Zwar hat der Stadtbus mitlerweile sein angepeiltes Ziel von 300 Fahrgästen im dritten Jahr mit durchschnittlich 500-600 Fahrgästen übertroffen, allerdings ist dies für die Verkehrsentlastung der städtischen Straßen immer noch ein sehr (!) kleiner Teil.
Würde man die Leute insbesondere aus Vechta-West dazu bewegen können, mit dem StadtBus in die Innenstadt zu fahren, würde das auch eine deutliche Verkehrsentlastung bringen – Dies kann allerdings nicht mit dem jetzigen 60-Minuten Takt passieren, dazu muss mindestens ein 30-Minuten Takt angeboten werden, um die zeitlichen Intervalle zur Hin- und Rückfahrt attraktiv zu machen.
Vielen Dank für den Kommentar – Sie haben sich mit der Materie befasst und wir teilen Ihre Bedenken – auch was die Fußgängerunterführung angeht. In einer öffentlichen Vorstellung dieses Bauvorhabens im Vechtaer Rathaus haben wir auf die von Ihnen genannte Problematik der Kriminalität hingewiesen und wurden beruhigt mit dem Hinweis, im Trog würden Beleuchtungen installiert. Von einer Videoüberwachung wollte man hingegen nichts wissen.
Zur Verkehrsentlastung Falkenrott ist zu sagen, dass eine solche ja auch schon durch den Bau der Ortsumgehung erreicht werden konnte. Leider stammen die Verkehrszahlen, die beim Bau der Entlastungsstraße zugrunde gelegt wurden, aus der Zeit, als die Umgehung noch nicht in Betrieb war. Inwieweit die nun geplante Entlastungstraße tatsächlich einem von Ihnen prognostizierten steigenden Verkehrsaufkommen gewachsen sein kann, bleibt zumindest sehr fraglich (Ampel an der Straße „An der Gräfte“).
Ihrem Vorschlag, den ÖPnV in Vechta auszubauen, stimmen wir schon aus rein ökologischen Gesichtspunkten zu.
Hinzu käme ein dringend auszubauendes Radwegenetz, so dass die Radfahrer von den Gehwegen geleitet werden können und nicht zu einer Gefährdung der Fußgänger werden.