Die OV berichtet in ihrer Ausgabe vom 9.6.2011 über die Sorgen und Nöte der Oyther Bürgerinnen und Bürger, die sich immer wieder mit den Folgen starker Regenfälle konfrontiert sehen. Jüngste Folgen des heftigen Unwetters dieser Woche: Überschwemmung der Telbraker Straße auf 200 m Länge, Schmutzwasseraustritte aus den Gullys, vollgelaufener Keller – und das alles bei leerem Regenrückhaltebecken (es liegt nämlich zu hoch). Die Anwohner befürchten, dass es durch das neue Baugebiet und damit verbundene Versiegelungen der Oberfläche zu neuen und verstärkten Problemen kommen werde, da nach der Bebauung weniger Wasser in den Boden eindringen könne und oberflächlich abgeführt bzw. in ein Kanalisationssystem eingeleitet werden müsse. Nachvollziehbare Sorgen und Bedenken, zumal eine Einleitung des Wassers aus dem Gebiet in ein heute schon nicht funktionierendes Abflusssystem sicher keine Lösung des Problems, sondern eher eine Verschärfung darstellen wird.
Und aus dem Rathaus hört man vom Bürgermeister, dass die Sorgen unberechtigt seien, da ein Ingenieursbüro an einer Lösung arbeite. Beruhigend soll wohl auch seine Aussage wirken, „dass Regenfälle wie am Montag in dieser Intensität nur alle 50 bis 100 Jahre vorkämen. Das habe er sich vom Deutschen Wetterdienst bestätigen lassen. (…) zudem seien die Kanäle heute so ausgelegt, dass sie alle drei Jahre überlaufen dürfen.“
Unabhängig davon, dass man den letzten Teil seiner Aussage nicht wirklich versteht (Kanäle dürfen alle drei Jahre überlaufen?), so scheinen die meisten Bürgerinnen und Bürger Vechtas sehr schnell zu altern, denn sie erinnern sich an Starkregen in 2007, 2008 und 2010, also an ein Ereignis, das nur alle 50 bis 100 Jahre einmal vorkommt. Die Zeit rast eben in Vechta.
Das sind fadenscheinige Beruhigungsversuche, die dem Motto gehorchen, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
Bei solchen Unwettern ist Land unter. Und das ist das Ergebnis immer weiter voranschreitender Versiegelungen der Oberflächen. Rückhaltebecken können da helfen, Ausgleichsflächen ebenso, aber man sollte immer vorbereitet sein auf den schlimmsten Fall. Und das bedeutet, dass man erst Sicherheit herstellt und dann darauf aufbauend weitere Maßnahmen ergreift. Das gilt für Oythe ebenso wie für den Dominikanerweg. Erst muss die Ausweichfläche für das Wasser her, dann kann gebaut werden. Und sollte der Unwetterschutz schon jetzt nicht ausreichen, so geht der Schutz der gegenwärtigen Anwohner vor. Solche Aufgaben müssen der logischen Reihe nach abgearbeitet werden. In der Vergangenheit ist viel liegen geblieben. „Bartels betont, dass es sich um ein altes Problem handele, das vor seiner Amtszeit entstanden sei.“ Da haben Vorgänger ihre Hausaufgaben nicht gemacht, er aber auch nicht. Und darum darf sich der Bürgermeister nicht auf diesen Versäumnissen ausruhen, denn auch seine Amtszeit endet ja in Kürze. Wird dann der neue Bürgermeister auch sagen: Das ist ein altes Problem, das vor meiner Amtszeit entstanden ist.
Wann rückt man endlich ab von den Prestigeprojekten und macht das in Vechta, was wirklich wichtig ist? Wann nimmt man die Nöte und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger endlich ernst und handelt?
Müssen erst wieder 50 oder 100 Jahre vergehen?