Vechta – eine Drive-In-Gesellschaft

Parkplätze sind der Vechtaer liebstes Thema inzwischen. Dabei spielt es keine Rolle, was gebaut wird, wie groß oder überdimensioniert Projekte sind (siehe geplantes Hotel am alten ZOB) – wichtig ist einzig und allein, dass Parkplätze da sind. Und die müssen am besten direkt am Geschäft liegen, das man aufsuchen möchte.

Die Vechtaer Bürgerinnen und Bürger sind verwöhnt, denn es stimmt, dass man am liebsten IN die Geschäfte fahren würde, nur um nicht zu viel zu Fuß zurückzulegen – ein Luxus, den man in anderen Städten vergeblich sucht. Wenn nun – die OV berichtet in ihrer Ausgabe vom 18.10.2011 – eine Bestandsaufnahme gemacht wurde, wo denn Parkraum besteht, dann muss man, wie Herr Vatterodt zitiert wird, dabei auf jeden Fall auch berücksichtigen, dass es nicht reichen wird, durch Überbauung verloren gegangene Flächen gleichwertig zu ersetzen, vielmehr muss für zusätzliche Flächen Platz her. Ob da allerdings die „Gärten in der Gildestraße“ der richtige Weg sind, ist mehr als zweifelhaft. Grünflächen weg, Parkplätze her! Das ist ökologischer Irrsinn. Man versucht nur, den Bürgerinnen entgegenzukommen und sie zu ködern mit stadtnahen Parkmöglichkeiten. (Übrigens: Das neue Kino steht auf ehemaligen Parkplätzen, die nicht etwa an anderer Stelle neu geschaffen, sondern „abgelöst“ wurden – man bezahlt, dass man sie vernichten durfte – auch ein Weg der Planung.)

Warum versucht es die Stadt nicht gleich mit absoluter Nähe zum Ziel? – Drive-In wie bei McDonald’s: Drive-In-Bäckerei – Guten Tag, Ihre Bestellung bitte … Drive-In-Frisör – Welcher Haarschnitt darfs denn sein … Drive-In-Kirchen vielleicht sogar? Was ist so schlimm daran, den Wagen abseits zu parken und dein Einkauf mit einem kleinen Fußweg zu verbinden?

Inzwischen baut die Stadt sich zu, und da ist es nur verständlich, dass Herr Dalinghaus eine Neugestaltung des Neuen Marktes nicht mehr als realistisch sieht. Wer Parkplätze ohne Verkehrskonzept (und zum Verkehr gehören der fließende und der ruhende Verkehr) bebaut, ist in Vechta nicht mehr so leicht wählbar. Was hier zur Zeit aber vorgeht, das hat mit Konzept nicht mehr viel zu tun, das ist schlichtweg Populismus. Und wenn die Stadt Vechta sich Plätze unter dem neuen Hotel sichern will, dann muss der aufmerksame Bürger einfach mal genau hinschauen, wie hier mit Zahlen jongliert und Sand in die Augen gestreut wird: In der ersten Hotelmeldung war von 90 Plätzen in der Tiefgarage die Rede (bei 72 Zimmern im Hotel plus Angestellten) und gut 60 Plätzen, die dem Hotel zum Opfer fallen würden. Dann hat man nachgerechnet und inzwischen ist in der Presse von gut 100 Stellplätzen die Rede. Aber selbst das ersetzt niemals den oberirdisch vernichteten Parkraum. Wieder einmal mehr werden Bürgerinnen und Bürger für dumm verkauft, weil man der Meinung ist, dass sie sich über „mehr als 100 Parkplätze“ einfach nur noch freuen.

Weiter so!

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