In einem offenen Brief an die Bürgermeisterkandidaten Helmut Gels und Hubert Wolking forderten Vechtaer Jugendliche die Einrichtung eines offenen Jugendplenums.
Die Jugendlichen sind aus den verschiedensten politischen Gruppen / bzw. auch ohne politischen Hintergrund:
Jonathan Heckmann (Grüne Jugend Vechta), Philipp Hannöver (Junge Union Stadtverband Vechta), Leo Bellersen (Junge Piraten Niedersachsen), Jan Goseforth (Schülervertretung des Gymnasium Antonianum Vechta) sowie unsere (Wir FÜR Vechta) Mitglieder Maik Asbrede und Johannes Sieve.
Hier können sie den Brief im originalen Wortlaut lesen:
„Sehr geehrte Bürgermeisterkandidaten der Stadt Vechta,
Als Bewerber um das Amt des Bürgermeisters haben Sie sich in den vergangenen Wochen des Wahlkampfes intensiv darum bemüht, auf die Bürgerinnen und Bürger in Vechta zuzugehen. Sie beide haben dabei klar gemacht, wie wichtig Ihnen eine größtmögliche politische Partizipation der Bürgerinnen und Bürger ist. Gerade in der Kommunalpolitik bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, Entscheidungsprozesse und ihre Ergebnisse an einer breiten Basis zu verankern. In diesem Zusammenhang ist die Jugendbeteiligung ein wichtiges Stichwort, welche nicht erst seit den Bekanntmachungen Ihrer Kandidaturen diskutiert wird. Wir freuen uns sehr, dass die Stadt Vechta bisher ihren Willen gezeigt hat, Jugendliche an der Politik zu beteiligen und hierfür bereits mehrere Ansätze gemacht hat. Aus unserer Sicht jedoch hat sich daraus bisher noch kein zielführendes Verfahren ergeben. Daher wendet sich in diesem Brief eine überparteiliche Gruppe Jugendlicher unserer Stadt an Sie und schildert ihre Ideen für eine künftige Jugendbeteiligung in der Kommunalpolitik.
Im ersten Schritt unserer Überlegungen haben wir die bekannte Idee des Jugendparlaments näher betrachtet und darüber diskutiert. Vielleicht entgegen ihrer Vermutungen halten wir ein solches Parlament für keine Lösung unseres Anliegens. Die Altersgruppe der politisch interessierten und ambitionierten Jugendlichen konzentriert sich unserer Einschätzung nach auf ein Alter, in dem sich nur wenige verpflichten, über längere Zeit ein örtlich gebundenes Ehrenamt wahrzunehmen. Eine Ausbildung, ein Studium, ein Schüleraustausch oder andere Gründe für einen Ortswechsel stehen hierzu in Konkurrenz. Weiterhin sehen wir keinen relevanten Mehrwert in einem Parallelparlament, das sich mit derselben Bandbreite an Fragen wie der herkömmliche Stadtrat beschäftigt, ohne die rechtliche Legitimation des passiven Wahlrechts ab 18 Jahren zu besitzen.
Unser Konzept verfolgt daher, möglichst wenige neue Strukturen schaffen zu müssen bzw. bereits bestehende zu nutzen. Wir wünschen uns daher ein regelmäßiges Gesprächsangebot für Jugendliche im Rathaus nach dem Vorbild einer Bürgerinformation. Das „Offene Jugendplenum“, wie wir es nennen, findet einmal im Quartal statt und erfordert die Teilnahme eines Vertreters jeder Fraktion und des Bürgermeisters. Durch die offene Struktur ermöglicht es gleichermaßen einzelnen Jugendlichen wie auch ganzen Jugendverbänden einen gezielten Meinungsaustausch vorzunehmen und ihre Anliegen in den kommunalpolitischen Prozess einzubringen. Damit die eingebrachten Vorschläge nicht im Sande verlaufen, wünschen wir eine Beteiligung durch die örtliche Presse, um öffentliche Aufmerksamkeit für die Themen zu wecken. Sollten sich Verbände für bestimmte Ideen einsetzen, werden diese zusätzlich für die öffentliche Wahrnehmung der Vorschläge streiten.
Um eine rege Beteiligung zu gewährleisten, sind Verbesserungen an dem bisherigen Werbeverfahren für Jugendveranstaltungen notwendig. Erstens muss der Termin für das Plenum mindestens einen Monat vorher bekannt gegeben werden. Zweitens müssen Ansprechpartner aller Vechtaer Schülervertretungen und aller Jugendverbände bzw. Jugendvereine zwei Wochen vor dem Termin per Brief durch die Stadt, im besten Falle durch den Bürgermeister, informiert werden. Zusätzlich wird über eine Facebook-Veranstaltung und ähnliche Kommunikationskanäle eingeladen.
Wir halten ein solches Plenum nicht nur für wünschenswert, sondern sehen darin eine nötige Konsequenz aus der sogenannten Politikverdrossenheit. Veranstaltungen wie das Konzert in der Zitadelle am 1. Mai 2011 hätten wesentlich erfolgreicher gestaltet werden können, wenn die Zielgruppe in die Planung mit einbezogen worden wären. Als besonderes Anliegen unsererseits sei abschließend die Programmplanung des Gulfhauses genannt. Wir hoffen auf Ihre Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen“ (… die Unterzeichnenden s.o.)
Wir unterstützen dieses Vorhaben natürlich, da Jugendarbeit für uns ein zentrales Thema für die nächste Legislaturperiode ist, nicht zuletzt auch, weil zwei Jugendliche aus unseren eigenen Reihen Mit-Initiatoren der ganzen Sache sind.
Wir wünschen viel Erfolg und hoffen, dass der am Sonntag feststehende Bürgermeister dieses Vorhaben unterstützt. Wenn nicht, werden wir uns (sofern wir von Ihnen am 11. September genug Stimmen bekommen) einschalten !