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Pressesprecher der Wählerinitiative "WirFÜRVechta"

Anliegerbeiträge gerechter gestalten

In der aktuelle Ausgabe des Sonntagsblattes (5.6.2011)  findet sich auf S. 14 ein kurzer Bericht, in dem es um die Neugestaltung der Anliegerbeiträge bei Bau- und Ausbaukosten von Straßen im Stadtgebiet Vechtas geht. Der SPD-Ortsverein, so wird der Vorsitzende Enno Götze-Taske zitiert, strebe eine Überarbeitung der Ausbausatzung an. In der bestehenden Satzung werden die Straßen in drei Kategorien erfasst:

  1. Anliegerstraßen
  2. Straßen mit überwiegend innerörtlichem Verkehr
  3. Straßen mit überörtlichem Verkehr

Danach richte sich auch die Beteiligung der Anlieger am Ausbau solcher Straßen. Bei Anliegerstraßen ist die Kostenbeteiligung mit 90% am höchsten.

Götze-Taske dazu weiter:

Die SPD Vechta sieht in dieser Satzung eine erhebliche Ungerechtigkeit. Wollen etwa die Anlieger einer Straße mit innerörtlichem Durchgangsverkehr eine Verkehrsberuhigung haben (Schwellen oder Baumtore), kommen dann noch anteilige Kosten für zusätzlichen Aufwand hinzu. Anlieger von Stadtstraßen mit erhöhtem Verkehrsaufkommen müssen also nicht nur den zusätzlichen Verkehrslärm mit all seinen Folgen ertragen, ihren Anspruch auf Verkehrssicherheit wegen der erhöhten Verkehrsbelastung haben sie auch noch selbst zu finanzieren!

WirFÜRVechta sieht in dieser Sache ebenfalls Handlungsbedarf, denn die jüngsten Sanierungsvorhaben haben gezeigt, dass einerseits gar nicht klar ist, zu welcher Kategorie welche Straße gezählt werden muss. Andererseits ist eine Beteiligung von 90% an den Kosten viel zu hoch, selbst wenn die Straße „nur“ von den Anliegern genutzt würde, was in der Realität ja nicht der Fall ist (Post, Müllabfuhr, Lieferungen etc.). Zudem mutet es sehr ungerecht an, wenn die Anwohner der Oyther Straße zum Beispiel erneut zur Kasse gebeten werden, um den Ausbau des Abwassersystems an dieser Stelle mitzufinanzieren. Für die Oyther Straße allein würde das bestehende System reichen; da es aber im Nordosten zu einem Ausbau eines neuen Wohngebietes kommt, reicht die bestehende Dimensionierung hier nicht mehr aus. Die Anlieger zahlen also letztlich für etwas, das sie selbst in erster Linie gar nicht betrifft.

Verkehrs- und Anwohnersicherheit sowie soziale Gerechtigkeit sind hohe Güter in einem Gemeinwesen. Diese sollten, ja müssen von der Gemeinschaft garantiert werden. Daher ist es nur sinnvoll, wenn diese Gemeinschaft im Wesentlichen auch dafür aufkommt. Andernfalls sind wir kurz vor amerikanischen Verhältnissen, denn dort organisieren die Anwohner in sogenannten „gated communities“ ihre Sicherheit und Angelegenheiten selbst. Dafür werden sie oftmals allerdings auch steuerlich massiv entlastet.

WirFÜRVechta bietet in der Neugestaltung der Anliegerbeitragsordnung allen Ratsfraktionen Gesprächs- und Kooperationsbereitschaft an.

Raser am Hohen Esch

Die OV berichtet in ihrer Ausgabe vom 4.6.2011 auf S. 11 über die Verkehrssituation am Hohen Esch nördlich der Telbraker Straße.

Eine lange und gut geteerte Straße, schnurgerade und damit recht gut einsehbar – was ist das? Richtig: Das ist eine Einladung zur Raserei. Und was ist auf so einer Straße ein rundes Schild am Straßenrand mit rotem Rand und einer dicken 30 im Zentrum? Falsch: Das ist keine Geschwindigkeitsbegrenzung, das ist weggeworfenes Geld, denn es interessiert keinen.

Dass sich die Anwohner bei der Stadt beschweren, wundert einen nicht. Denn wo 41 Familien wohnen, die zum Teil kleine Kinder haben, können eigentlich pro Tag nicht über 700 Autos durchfahren. Diese Zahl lässt viel eher vermuten, dass einige Insider und Ortskundige die Straße als Abkürzung und Umgehung der Verkehrsdichte im morgendlichen und nachmittäglichen Berufsverkehr nutzen.

Interessant ist in diesem Zusammenhand die Reaktion aus dem Rathaus, die die OV zitiert:

Im Schreiben der Stadt Vechta, das von Bürgermeister Uwe Bartels unterzeichnet ist, heißt es weiter, dass der Bebauungsplan aus dem Jahr 2002 keine Festsetzungen für eine verkehrsberuhigte Straße enthält. Aufgrund der Erkenntnisse aus der Verkehrszählung und nach Beratung mit der Verkehrssicherungskommission bestehe derzeit kein Handlungsbedarf.

Das ist schon merkwürdig, wie immer wieder mit zweierlei Maß gemessen wird. Erst einen Tag zuvor stand in der Zeitung, dass die Ausführungen in einem Cima-Gutachten zur Stadtentwicklung aus dem Jahr 2005 nicht mehr zutreffen und darum ein neues erstellt werde (wir kommentierten das auf unserer Seite), aber ein Bebauungsplan aus dem Jahr 2002 ist unumstößlich. Die Stadt entwickelt sich nicht nur im Zentrum, sie wächst auch an ihrer Peripherie. Die Ausweisung des neuen Baugebietes dort wird zu noch mehr Verkehr führen, zunächst durch Baufahrzeuge und später dann durch die neuen Nachbarn, die dort wohnen werden.

Die Aussage, dass „derzeit kein Handlungsbedarf“ bestehe, zeugt von einer Missachtung berechtigter Bürgerinteressen. Alleine die Tatsache, dass sich Bürgerinnen und Büger hilfesuchend an die Stadt wenden, beweist doch genau das Gegenteil. Wir fragen uns, ob immer erst wirklich etwas passieren muss, bevor gehandelt wird. Eine Anliegerstraße ist keine Durchgangsstraße, eine Wohnstraße keine Rennstrecke. Wenn sich Bedingungen und Entwicklungen ändern, dann sollten sich auch Bestimmungen und Planungen ändern – und das nicht nur für Einzelinvestoren, sondern eben auch für die normalen Bürgerinnen und Bürger. Aber wahrscheinlich wohnen am Hohen Esch weder Großinvestoren noch sonstige einflussreiche Personen mit kleinen Kindern. Für Otto Normalverbraucher und Karin Mustermann besteht daher derzeit wohl wirklich kein Handlungsbedarf.

Wir stimmen den Anliegen der Anwohner zu, wenn sie fordern, dass der zu erwartende Bauverkehr in jedem Falle so gelenkt werden muss, dass er ausschlißelich auf der Telbraker Straße zu fahren hat. Parallel dazu müssen dringend die Raser gestoppt werden. Ob das durch weitere Absätze in der Straße realisierbar sein wird, bleibt zunächst einmal dahingestellt. Eine Soforthilfe wäre aber möglich, wenn man diese netten Hindernisse, die wir alle vom Vechtaer Weihnachtsmarkt her kennen, auf der Straße installieren würde. Sie schaffen es nämlich ‚alle Jahre wieder‘, den Verkehr auf Schrittgeschwindigkeit herunterzubremsen. Und was Weihnachten funktioniert, das müsste auch im Jahresverlauf Wirkung zeigen, denn wenn einem Raser schon nicht am Wohl der Mitmenschen gelegen ist, das Wohl der Spoiler, Stoßdämpfer und Achsen seines heiß geliebten Autos hat er sehr wohl im Blick.

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Anzumerken bleibt allerdings bei diesen Hindernissen, dass sie zwar zu einer Temporeduzierung führen, die Lärmbelästigung aber ansteigen lassen, da immer wieder abgebremst und neu angefahren werden muss. Darum sollte man sich ernsthaft Gedanken machen, wie man zu anderen und damit anwohnerfreundlicheren Methoden der Beruhigung gelangen kann.

Keine Skyline für Vechta!

Neue Gebäude in der Innenstadt sind immer so eine Sache, sollten sie sich doch in die bestehende Bebauung einfügen, um den Anblick eines gewachsenen Gesamtensembles nicht zu zerstören. Nun kann von einem harmonischen Eindruck am Bremer Tor gewiss nicht die Rede sein, denn dieser Teil Vechtas gehört sicher nicht zu den Aushängeschildern der Stadt. Massiv verschandelt wurde dieser Bereich durch den Gigantismus der 70er Jahre, im Zuge dessen das Selve-Hochhaus erbaut wurde. Auch der gegenüber liegende Bau (Grieshop) ist protzig, klotzig  und einfach zu hoch. Nach Norden hin, in die Bremer Straße, fallen die Gebäudehöhen stadtauswärts deutlich wieder ab.

Wie die OV in ihrer Ausgabe vom 3.6.2011 auf S. 10 berichtet, hat sich nun für das Gelände hinter Hotel und Apotheke, also das Areal des ehemaligen Josefsheims, ein Investor gefunden, der hoch hinaus will. Bernd Lamping (Elektro Lamping) will, wie man heute so schön sagt, viel Geld in die Hand nehmen und an der Bremer Straße zwei dreistöckige, zur Oldenburger Straße hin ein sechstöckiges und noch ein weiteres dreistöckiges Gebäude errichten. Das höchste von ihnen soll einen zweigeschossigen Sockel bekommen, auf dem dann zwei Türme mit je vier weiteren Etagen ruhen. Die Höhe des größten Gebäudes würde damit, so war aus dem Bauausschuss der Stadt zu erfahren, das Grieshop-Gebäude sogar noch um einen Meter überragen. Zum Vergleich: Das Hotel „Bremer Tor“ hat vier Stockwerke.

Die Fehler der Vergangenheit sind vergessen, am Bremer Tort gehts weiter hoch hinaus. Der Selve-Turm galt einst als modern und sollte von wirtschaftlicher Stärke der Stadt zeugen. Inzwischen würde man ihn gerne los werden, doch findet sich niemand, der einen Abriss bezahlen möchte. Lange hat es ja nicht gedauert, dass man diesen Baustil gut fand. Und offenbar scheint man auch vergessen zu haben, dass „groß“ nicht immer auch gleich „gut“ ist. Grieshop ist auch nur unten schön. Wenn man hochschaut, dann …. Und dennoch solls nun weiter hoch hinaus gehen.

Im Jahr 2005 (also vor nur sechs Jahren) wurde in einem Cima-Gutachten angeregt, die Stadt, also den Geschäftsbereich, nicht weiter in Richtung Norden auszuweiten, um nicht zusätzlich Kaufkraft aus der Innenstadt abzuziehen. Berücksichtigen müsse man dabei vor allem auch einen eventuellen Ausbau und eine Umgestaltung des Neuen Marktes. Nun, nur sechs Jahre später, hat ein Investor in Vechta eigene neue Pläne, die dem Gutachten widersprechen. Und da muss eben ein neues Gutachten her —- bis das Ergebnis stimmt?

Tröstlich ist, dass Bartels von einer „sensiblen Ecke“ spricht, aber er will die Stadt auch in der Innentsadt wachsen lassen (das geht eben nur nach oben). Und auch Dalinghaus (CDU) sieht noch „Gesprächsbedarf, was die Gebäudehöhen angeht“.

Sicher, Vechta wächst, aber wir sind und bleiben eine mittelgroße Kleinstadt, die ihren eigenen Charme und Flair hat. Und diesen Flair sollte sie auch behalten und bewahren. Gigantismus mag zwar dem Ego der ein oder anderen Person schmeicheln, der Gesamtheit der Bürgerinnen und Bürger nutzt er nicht.

In Vechta brauchen wir keine Skyline, die unser angebliches Wirtschaftspotenzial widerspiegelt. Denn in Wirklichkeit ist es doch nur das Interesse Einzelner, die viel Geld in die Hand nehmen, um danach noch mehr Geld herauszuholen.

WirFÜRVechta lehnt solche Pläne jetzt und auch in Zukunft ab.

Aphasie-Zentrum – Stadt Vechta hilft

Aphasiezentrum in Vechta-Langförden

Das ist einmal eine gute Nachricht, die die OV in ihrer Ausgabe vom 31.05.2011 auf S. 9 verbreitet. Für das Aphasie-Zentrum in Langförden haben sich Investoren gefunden, die die Einrichtung erhalten wollen, ganz im Sinne der Patienten und natürlich auch im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort.

Die Stadt Vechta beabsichtigt, ebenfalls mit insgesamt 300 000 Euro (gestreckt über 10 Jahre) helfend einzugreifen und so zu dokumentieren, dass diese Einrichtung wichtig ist und die schwerst pflegebedürftigen Menschen nicht im Stich gelassen werden.

Respekt verdienen vor allem die privaten Investoren, die ihre Möglichkeiten zum Wohle der Patienten einsetzen und mit ihrer Entscheidung ein klares Signal geben, dass die Einrichtung in jedem Fall erhalten bleiben muss. WirFÜRVechta zieht den Hut vor so viel Engagement. Wir danken für Ihren Einsatz:

  • Franz Grimme, Damme
  • Josef Meerpohl, Langförden
  • Heinrich Wolking, Langförden
  • Bernhard Berding, Langförden
  • Dr. Erwin Sieverding, Langförden

Sollte das Konzept aufgehen und die Bank für Sozialwirtschaft in Köln zustimmen, kann die Einrichtung als Aphasie-Zentrum erhalten bleiben. Ein Umbau zu einem normalen Altenpflegeheim wäre ein Verlust für die Region und die Patienten. Eine Beteiligung der Stadt Vechta wäre dann aus Gründen der Wettberwerbsverzerrung auch ausgeschlossen (es gibt schließlich noch mehr Seniorenpflegeeinrichtungen in der Stadt).

WirFÜRVechta sagt ein klares JA zu den Plänen der Stadt und zum Erhalt des Zentrums in Langförden.

Wenn Sie nähere Informationen zum Thema „Aphasie“ wünschen, dann klicken Sie bitte hier.

Orientierungslosigkeit in der Politik

Andreas Kathes Standpunkt in der OV vom 28.05.2011 auf S. 6 zeigt das Dilemma, in dem die Gesellschaft in diesen Jahren zu stecken scheint. „Die Menschen suchen Glauben, Hoffnung, Orientierung“, heißt es dort in der Überschrift seiner Glosse. Ich beschränke mich hier auf die Ausführungen zur Politik, die er macht.

Politik sei nicht mehr eindeutig zuzuordnen, denn es werde nicht mehr klar, wofür die einzelnen Parteien noch stehen. Wenn die CDU ihr familienpolitisches Weltbild kippe, die SPD ihr Profil als Arbeitnehmerpartei verliere, dann müsse sich niemand wundern, dass die Wähler wanderten. (…) Diese Form, es allen recht machen zu wollen, niemals nirgendwo anzuecken und möglichst geliebt zu werden, sei nun genau nicht sinnstiftend, nicht demokratisch, so A. Kathe.

Er hat sicherlich recht, denn die Jagd nach Stimmen bei Wahlen hat die Grenzen verwischen lassen zwischen Schwarz, Rot, Grün und Gelb. Man erinnere sich an die Wahlprogramme VOR den Grünen. Ökologie war fast ein Fremdwort, Umweltschutz eine theoretische Größe. Wachstum, Profit und Expansion waren die Götter. Und plötzlich stellte die Ökobewegung andere Werte in den Mittelpunkt des Denkens. Als Reaktion nahmen die alten Parteien Themen der Grünen auf, um eine Abwanderung von Wählern zu verhindern. Das ist traditionelles Denken seit jeher. Otto v. Bismarck, erster Reichskanzler von 1871 bis 1890, sagte einst: „Wenn der Arbeiter keinen Grund mehr zur Klage hätte, wären der Sozialdemokratie die Wurzeln abgegraben.“ – Und dann setzte er sich für die Einführung einer ersten Sozialgesetzgebung ein. – Aufnahme von Themen des politischen Gegners, um Wähler abzuziehen. Alles nichts Neues.

So einfach scheint es dann doch nicht zu sein, dass die Lösung in einer Polarisierung und Lagerbildung liegt. Politik beginnt in den Kommunen vor Ort, in den kleinsten Einheiten unseres föderalistischen Gemeinwesens. Und schauen wir auf Vechta, so kann man nun wirklich nicht sagen, dass es hier vor Ort in der Vergangenheit zu massiven Wanderungen bei den Wählern gekommen sei. Hier ist die CDU traditionell mit sehr hohen Stimmenanteilen vertreten. Und dennoch geht die Wahlbeteiligung zurück. Das lässt sich nicht damit erklären, dass die Konturen der Volksparteien verwischen.

Ich fürchte, es liegt vielmehr daran, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger nicht mehr beteiligen wollen an Machtgerangel und persönlichen Diffamierungen, dass sie die Nase voll haben von abgehobenen und nicht nachvollziehbaren Diskussionen. Sie bemerken mehr und mehr, dass sie Stimmvieh sind, das alle 5 Jahre zur Urne gelockt und danach wieder vergessen wird. Sie verweigern sich einer Politik der Taktik und Parteidisziplin, die mehr auf Machterhalt und scheinbare Geschlossenheit abzielt als auf Sachorientierung und Problemlösung.

Wenn es die Politik schaffen kann, die Bürgerinnen und Bürger wieder ernster zu nehmen, sie mehr und stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden, dann wird auch die Beteiligung bei Wahlen wieder steigen. Und wenn es dann noch gelingt, einer Sache den Vorrang vor Macht und eigener Eitelkeit zu gewähren, dann sind auch Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit der Politiker wieder Werte, die Orientierung bieten, die den Bürgerinnen und Bürgern Halt geben und die zu einer neuen Verlässlichkeit führen können.

(Raimund Schulte)